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Inklusive Schule in der Diskussion

Finanzen/Wirtschaft

Was kann und was soll das Land bei der Inklusion an Schulen tun? Damit beschäftigten sich Inklusionsexperten auf einer Veranstaltung der SPD-Gemeinderatsfraktion. Stadträtin Marianne Bade pocht dabei auf die Wahlfreiheit der Kinder und Eltern.

Abschaffung des Sonderschulsystems sofort oder Inklusion von Schülerinnen und Schülern mit Behinderung(en) in das Regelschulsystem in den Fällen, in denen Eltern dies wünschen, aber unter Beibehaltung von Sonderschulen zumindest für eine noch nicht genau zu benennende Übergangszeit – so ließen sich die unterschiedlichen Lösungsansätze einer Diskussion zusammenfassen, die am 6. Oktober im Mannheimer Stadthaus geführt wurde.

Auf Einladung der SPD-Gemeinderatsfraktion und des SPD-Behindertennetzwerks „Selbst-Aktiv“ trugen dort, nach einleitenden Worten von Stadträtin Marianne Bade, Kirsten Ehrhardt, Vorsitzende der Elterninitiative Rhein-Neckar „Gemeinsam Leben - Gemeinsam Lernen e.V.“, Stefan Schmutz, beim Fachbereich Bildung der Stadt Mannheim für Schulentwicklungsplanung zuständig, sowie Dr. Stefan Fulst-Blei, bildungspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion und Stadtrat, ihre Positionen vor, ehe es in eine von allen Seiten engagiert geführte Diskussion ging. Die Moderation hatte Kayed Sagalla inne, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Innenstadt/ Jungbusch.

Land muss gesetzliche Grundlagen schaffen

Kirsten Ehrhardt plädierte kompromisslos und vehement für eine gemeinsame Beschulung von nicht-behinderten und behinderten Kindern und Jugendlichen überall und sofort. „Bei der Inklusion geht es nicht mehr um das Ob, sondern nur noch um das Wie,“ so ihr Einstieg.

Ein inklusives Bildungssystem sei nur eines, in dem Kinder und Jugendliche selbstverständlich gemeinsam in eine wohnortnahe Schule gingen. Alle müssten alles lernen dürfen, es würden allen die notwendigen Ressourcen und Hilfsmittel zur Verfügung gestellt und Regelschul- und Sonderschullehrer(innen) arbeiteten als Team. Sonderschulen gehörten gleich ganz abgeschafft.

Auf die Grenzen, an die Inklusion in der Realität stößt, wies Stefan Schmutz hin. Das Interesse der Eltern an einer gemeinsamen Beschulung steige, aber die finanziellen Möglichkeiten der Kommunen seien begrenzt. Ob Schülerbeförderung, barrierefreier Umbau von Schulgebäuden, Anschaffung spezieller Lehr- und Lernmittel, personeller Mehrbedarf im Bereich der Schulkindbetreuung oder Eingliederungshilfe und Assistenzleistungen – in allen Bereichen entstünden Mehrkosten, die die Kommune belasteten. Hier sei das Land gefragt.

Überhaupt müsse das Land bald eine gesetzliche Grundlage für die weitere Umsetzung der schulischen Inklusion schaffen, damit die Kommunen wüssten, was auf sie zukomme. Schmutz: „Als Kommune müssen wir wissen, wohin die Reise geht.“ Er vermisse da eine klare Ansage.

Kein Umsteuern von heute auf morgen möglich

Da war der Dritte in der Runde, Dr. Stefan Fulst-Blei, angesprochen. Er konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die vorläufigen Überlegungen der SPD-Landtagsfraktion zur Inklusion, die die Elternwünsche in den Vordergrund stellen, den Elternwillen stärken, aber zunächst keinen Anspruch der Eltern auf eine völlig freie Schulwahl enthalten. „Wir präferieren im Augenblick gruppenbezogene Lösungen“, berichtete der Abgeordnete.

„Wir wollen zwar immer den Einzelfall betrachten, aber die Inklusion gruppenbezogen lösen.“ Alles andere sei derzeit und auf die Schnelle auch aus Kostengründen nicht machbar. Dazu fehlten zu viele Voraussetzungen. „Wir können ein seit 60 Jahren praktiziertes System nicht von heute auf morgen total umsteuern“, warb er für Verständnis. Was eine Änderung der gesetzlichen Grundlage für die schulische Inklusion angeht, zeigte er sich wenig zuversichtlich, dass dies noch in den nächsten Monaten möglich sei.

„Wir haben da doch noch erheblichen Beratungsbedarf“, teilte er mit. Den Kommunen jedoch machte er Hoffnung, dass diese nicht allein auf den zusätzlichen Kosten der Inklusion sitzen bleiben. Neben dem Land sei aber auch der Bund ins Boot zu holen.

Auf die Bedürfnisse hören

In der Diskussion verwies Michael Bachmann vom Selbsthilfenetzwerk auf den Antrag der Mannheimer SPD an die Landespartei, bis zum Jahr 2020 die Grundlagen dafür zu schaffen, dass Kinder und Jugendliche mit Behinderung grundsätzlich eine Regelschule besuchen.

Andere Redner(innen) gaben zu bedenken, dass der Elternwille nicht einheitlich sei, es auch gute Gründe geben könne, Kinder zumindest teilweise in speziellen Schulen zu unterrichten. Auf jeden Fall solle man hier nichts „über’s Knie brechen“ und eine Gesetzesänderung gründlich vorbereiten. Das sicherte Dr. Fulst-Blei zu. Er wird die Anregungen mit nach Stuttgart nehmen.

Stadträtin Marianne Bade betonte abschließend, dass auf die Kinder und Eltern zu hören ist: „Es wäre fatal, in einem Zug die Wahlfreiheit der Kinder und Eltern einzuschränken und ihnen die Alternative zwischen Regelschule und Sonderschule wegzunehmen. Hören wir auf ihre Bedürfnisse und richten uns danach.“

Foto: Stadträtin Marianne Bade begrüßt die Gäste im Ratsaal im Stadthaus in N 1.

 

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