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SPD lud zur Debatte mit der Freien Szene

Pressemitteilungen

Wer ist die Freie Szene und welche Zukunft hat sie in Mannheim? Darüber diskutierten in der Städtischen Galerie Port25 Mitglieder der Freien Szene, Kulturschaffende aus den städtischen Kultureinrichtungen und zahlreiche kulturell Interessierte mit Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, Gabriele Oßwald (Künstlerische Leitung des zeitraumexit e.V.) und Burkhard C. Kosminski, Intendant am Nationaltheater.

Stadträtin Prof. Heidrun Kämper moderierte die Diskussion, Stadtrat Thorsten Riehle führte ins Thema ein. Mit Stadträtin Helen Heberers Schlusswort war die Veranstaltung dann noch lange nicht zu Ende.

Förderung optimieren –  über Rolle von Kultur diskutieren

Um was ging es? Mannheim gibt 56 Millionen Euro im Jahr für Kultur aus. „Das ist viel Geld und trotzdem nie genug“, weiß der kulturpolitische Sprecher der SPD Riehle. Da drängten sich Fragen auf: Sind die Mittel richtig verteilt? Weiß die Stadt, was sie an der Freien Szene hat? „Wir sollten eine stärkere politische und gesellschaftspolitische Debatte darüber führen, was Kultur zur Lebensqualität in Mannheim beiträgt oder beitragen soll“, schlugen Riehle und auch Oberbürgermeister Kurz vor. Gerade angesichts eines rasanten Wachstums Freier Gruppen, Freier Einzelkünstler und von Festivals in den letzten zehn Jahren in Mannheim komme man um eine solche Debatte nicht herum.

„Kultur ist kein Selbstzweck, sondern Allgemeingut“, so Riehle. „Sie braucht Freiraum – auch finanziellen, sie braucht Visionen und Erkennbarkeit.“ Darin waren sich alle einig. Aber wie weiter? „Wir wollen im Gemeinderat und an vielen anderen Orten der Stadt eine Diskussion darüber in Gang setzen, wie es weitergehen soll mit der kulturellen Entwicklung in Mannheim, wie wir die Förderung auch ohne größere Zuwächse im Etat optimieren können und welche Rolle dabei die Freie Szene spielt“, kündigt Riehle an. Zunächst muss sich der Kulturausschuss über die Wichtigkeit der Kultur, insbesondere der Freien Szene in Mannheim, verständigen. Die SPD wird dieses Thema im Austausch mit den Kulturschaffenden weiter voranbringen.

 

Kultur Forum SPD 13.07.16, Port 25

Einführung Thorsten Riehle:

Mannheim ist der Ort für ein buntes und vielfältiges Kulturangebot. Neben den großen Einrichtungen Nationaltheater, Kunsthalle, Reiss Engelhorn Museen oder dem Technoseum sind es vor allen Dingen die Kulturschaffenden der Freien Szene, die diese Buntheit und diese Vielfalt ausmachen. Mannheim legt als lebendiger Lebensort genau auf dieses große Angebot seit Jahren einen medialen und inhaltlichen Schwerpunkt. Unesco City of Music, Heimat der Popakademie, neuer moderner Kunsthallenbau, größtes kommunales Theater – alles Attribute, die Mannheim zu einem besonderen Ort machen.

Aber ist es dadurch für die Kulturschaffenden der Freien Szene, der gar nicht oder nur gering und im besten Falle gerade einmal ausreichend finanzierten Arbeit von Kreativen, für ihr kreatives Schaffen einfacher oder auskömmlicher? Ist es denn überhaupt die Aufgabe einer Kommune für dieses  Auskommen zu sorgen oder ist das nicht vielmehr jedem Kreativ Schaffenden selbst überlassen sein Dasein als Künstler zu finanzieren? Sind wir als Stadtgesellschaft verpflichtet, jedes kulturelle Vorhaben zu unterstützen und zu ermöglichen? Immerhin fördern wir Kultur mit über 56 Mio Euro jährlich, das sind knapp 5% unseres Gesamt städtischen Haushaltes. Aber vielleicht sind die Mittel nicht richtig verteilt? Vielleicht wäre eine gezielte Förderung deutlich besser als vielen Einrichtungen nur jeweils ein wenig vom Kuchen abzugeben? Mit diesen oder ähnlichen Fragestellungen haben wir uns als Kulturpolitiker vor zweieinhalb Jahren während des Kommunalwahlkampfes auseinandersetzen müssen und bis heute keine ausreichenden Antworten darauf gefunden. Wir haben die vergangenen Monate dazu genutzt, mit vielen Kulturschaffenden darüber ins Gespräch zu kommen. Ich möchte deshalb gerne ein paar Bemerkungen hierzu machen:

1.  Kultur wird nie ausreichend gefördert. Immer gibt es entweder zu wenig Geld oder es fehlt ein passender Ort, das Projekt ist jetzt gerade nicht das passende oder die Mittel sind bereits ausgeschöpft. Allzu oft empfinden Kulturschaffende die Verwaltung und die Politik eher als Verhinderer, als diejenigen die erklären müssen, warum etwas nicht funktioniert oder warum eine Idee nun gerade nicht in ein Konzept passt. Das Gefühl, nie zur richtigen Zeit mit dem richtigen Projekt zur Stelle zu sein löst bei vielen Kulturschaffenden zunehmend Frustration aus. Die Kulturverwaltung wird in ihren Bemühungen zwar anerkannt, die Handlungsweise insbesondere bei der Vergabe von finanziellen Mitteln kann oftmals nur eingeschränkt nachvollzogen werden.

 

2. Kultur ist kein Selbstzweck. Das Verständnis, dass Kultur nicht nur für eine Elite gedacht ist sondern zwingend als Gemeingut betrachtet werden muss, erodiert zunehmend. Kaum anders ist nachvollziehbar, dass allgemein die Ausgaben für die Kultur als zu hoch, im besten Fall auskömmlich angesehen werden. Erkennbar ist dies auch an kaum noch vorhandenen Mehrheiten wenn es darum geht, die finanziellen Mittel der Freien Szene innerhalb des städtischen Haushaltes auf die nächsten Jahre festzuschreiben und zu sichern. Mehrheiten die es in vergangenen Legislaturperioden ermöglichten, entsprechende Haushaltsmittel anzupassen, sind nicht mehr erkennbar - im Gegenteil. Gerade noch mit einer Stimme Mehrheit konnten wir den von der SPD im Jahr 2009 eingebrachten Antrag, zusätzlich 1 Mio Euro über 10 Jahre verteilt an die Freie Szene auszuschütten, aufrecht erhalten. Deutliche Mehrheiten sehen anders aus.

 

3.  Kultur braucht finanziellen Freiraum. Bislang ist das Budget der Kultur auch bei Haushaltseinsparungen nahezu konstant geblieben. Die nun aufgelegten neuen Konsolidierungsprogramme werden bei einem gesamten Einsparvolumen von mehr als 40 Mio Euro nach unserer Einschätzung auch bei der Kultur mit finanziellen Einbußen einhergehen. Wer diese Kürzungen im Einzelnen zu tragen hat wird im politischen Prozess zu klären sein. Das kann zu Verteilungsprozessen führen, bei denen zu befürchten ist, dass die Freie Szene weiter eingeschränkt wird.

 

4. Kultur braucht Visionen - und die Kulturarbeit in Mannheim braucht einen Kulturbürgermeister, der diese Visionen mit den handelnden Kreativen entwickelt, fortschreibt und sie begleitet. Sicherlich hat die Zusammenlegung der Kultur mit den Bereichen Wirtschaft, Arbeit und Soziales insbesondere in der Umsetzung der Mannheimer Strategie hin zu mehr Gründerzentren eine wichtige Rolle gespielt. Allerdings besteht die Gefahr bei der Menge an unaufschiebbaren Aufgaben insbesondere im sozialen Bereich, aber auch bei der Weiterentwicklung Mannheims als Arbeits- und Wirtschaftsstandort, dass die Kultur an Stellenwert verliert.

 

5. Kultur braucht Erkennbarkeit. In zahlreichen Anträgen haben wir versucht auch bei den Kolleginnen und Kollegen anderer Fraktion, insbesondere der Parteien die rechts von uns sitzen, um Verständnis für die Freie Szene zu werben.  Das ist nicht einfach, zumal vielen gar nicht klar ist, was die Freie Szene in Mannheim für einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leistet und wer überhaupt dazugehört. Das ist ja oftmals den Kreativen selbst nicht klar. Wie kann da eine gemeinsame Position formuliert werden, wenn die Grundlage der Wichtigkeit und der Zugehörigkeit nicht ausreichend und allgemeinverständlich definiert ist? Und wer definiert eigentlich wer dazu gehört und wer nicht? Gerade an dieser Frage arbeiten sich Kritiker der angeblich viel zu hohen Förderung der Freien Szene ausgiebig ab.

 

6. Kultur braucht Raum. Die Kreativzentren wie das C Hub oder das Alte Volksbad sind Orte der Auseinandersetzung von Kreativen miteinander. Zeitraum Exit, Felina, das Kulturhaus in Käfertal oder bald auch die Trinitatiskirche entwickeln Begegnungsmöglichkeiten für Künstlerinnen und Künstler, aber auch für an Kunst interessierte Menschen. Alles Orte, die zu einer Kulturszene und zu einem lebendigen Austausch dazugehören. Aber gerade diese Orte brauchen in den nächsten Jahren mehr finanzielle Mittel, um ihre Arbeit weiterhin leisten zu können.

 

7. Kultur braucht Menschen, die sich einbringen. Ein Teil davon kann Kultur hoch professionell erarbeiten, sich in Prozesse einbringen und  so Gesellschaft mitgestalten. Dafür braucht es aber Spielräume, um sich auszuprobieren. Aber auch um zu zeigen, dass freie Szene etwas beiträgt und etwas zum Wandlungsprozess unserer Stadt zu sagen hat. Das gilt in gleichem Maße für ehrenamtliche Künstlerinnen und Künstler in all ihrer Vielfalt, sicherlich auf einem anderen Niveau, aber mit einem gleichen Anspruch an Wahrnehmung, Bedarf an Raum und Unterstützung.

Mit diesen wenigen Bemerkungen möchte ich auf unsere Themen, denen wir uns auch im Kultur Forum der SPD stellen, hinweisen. Ich bin gespannt auf die Diskussion mit Ihnen.

 

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